Datum der Veröffentlichung: 2 November 2011
Volkswagen Up!
Autotest

Volkswagen Up!

Kartoffeln mit Pizza

Autotest - Kartoffeln mit Pizza, das hört sich nach einer ungewöhnlichen Kombination an. Und doch ist das die Kombination, mit welcher Volkswagen den Markt für kleine Autos definitiv erobern will. Traditionell sind es die italienischen Hersteller, die Meister darin sind, kleine, begierige Autos zu bauen. Die Deutschen bauen große, gediegene Autos. Der Up! muss jetzt beide kombinieren: die kompakten Abmessungen und die schneidigen Leistungen eines Italieners mit deutscher Gründlichkeit.

Volkswagen führt den "Up!" (immer mit Ausrufezeichen geschrieben) nicht in Frankfurt oder Berlin ein, sondern im Mekka der kleinen Autos: Rom. In diesem fantastischen Verkehrschaos ist ein großes Auto unhandlich. Außerdem sind Parkplätze in Rom knapp, und dann zählt jeder Zentimeter. Gerade in Rom fühlt sich der Up! wie daheim.

Italienische Formgebung

Außerdem sieht der Up! nicht schlecht aus neben all den italienischen Designer-Autos. Das kommt daher, dass dieser kleinste Volkswagen von einem Italiener (Walter de'Silva) designt wurde. Den Up! kennzeichnen wohl gewählte Linien ohne Ausschmückung. Dank der richtig ausbalancierten Flächenverteilung stimmt gefühlsmäßig alles an diesem Auto. Markant für den Up! ist die Heckklappe, die immer schwarz ist, unabhängig von der Farbe des Lacks. Achten Sie auch auf den Knick im hinteren Fenster, das ein spielerisches Element in der Silhouette formt (es jedoch für Kinder unbequemer macht, vom Rücksitz aus hinauszuschauen).

Volkswagen Up!

Die fröhliche Ausstrahlung wird innen fortgesetzt. Auch hier sind es die Details, die den Unterschied zwischen einem einfachen Stadtauto und einem klugen, kompakten Auto ausmachen. Der Up! kann außerdem mit bunter Sitzverkleidung, einem speziellen Schaltknüppel oder einem kontrastierenden Armaturenbrett weitgehend personalisiert werden.

Die Vordersitze sind aus einem Teil; eine der vielen Möglichkeiten, um den Preis niedrig zu halten. Die integrierte Kopfstütze ist hoch genug, um auch für einen großen Fahrer einen Beitrag zur Sicherheit zu leisten. Weil die Sitze etwas Unterstützung an der Seite geben, haben die Insassen das Gefühl, im Auto zu sitzen und nicht darauf (wie bei vielen anderen kleinen Autos).

Der Kopfraum vorne ist überdurchschnittlich gut, der Beinraum ist prima. Der Raum hängt davon ab, wie geschickt Fahrer und Passagiere sind, und variiert von ziemlich gut bis null. Der Gepäckraum ist mit einem verstellbaren Ladeboden ausgestattet. Der Kofferraum ist nicht lang oder breit, aber mit dem Ladeboden in der niedrigsten Einstellung doch sehr tief. Schließlich bietet der Up! gerade etwas mehr Platz als durchschnittlich.

Italienische Straßenlage

Diese ist der Tatsache zu verdanken, dass die Räder in den äußersten Ecken platziert wurden. Außerdem macht das den Up! sehr stabil. Im Stadtverkehr ist bremsen nur optional: Der Up! lässt sich am liebsten durch die Kurven schmeißen. ESP ist standardmäßig eingebaut, doch die Straßenlage ist so gut, dass dieses elektronische Stabilitätssystem nur bei Straßenglätte gebraucht wird.

Volkswagen Up!

Die Karosserie ist sehr übersichtlich, wodurch der Up! sich einfach im übrigen Verkehr fahren lässt. Das wird so einfach (und schön!) durch die direkte Lenkung. Weil der Überhang vorne und hinten minimal ist, hat der Up! auch keine Angst vor dem Rand des Bürgersteigs oder einer Bodenschwelle. Der Wendekreis ist mit 9,8 Metern klein, jedoch nicht so klein wie der von Stadtchampions wie dem Smart ForTwo oder dem Toyota iQ.

Der Spaß wird durch den bissigen 1.0 Liter Motor noch weiter erhöht, der auf das Gaspedal sehr alert reagiert. Bis zu 100 km/h bringt das Auto gute Leistungen. Dann wirbelt der Dreizylinder mit viel Spaß herum, doch dank einer ungewöhnlichen Verfeinerung ist das absolut nicht störend. Besser gesagt: Weil der Motor ein wenig zu hören ist, scheint das Auto schneller zu sein.

Volkswagen Up!

Um den Fahrer beim sparsamen Fahren zu helfen, wurde standardmäßig ein Schaltindikator verbaut. Ein Stopp-/Start-System ist bislang nicht verfügbar, und das ist bei einem Stadtauto wirklich ein Fehler. Einen Tag in Rom herum fahren ergab einen Verbrauch von 10 Litern pro 100 km - und da hätte man sparsamer sein können.

„Der Up! hat alles in sich, um Volkswagen den Erfolg zu bringen, den es mit seinen Vorgängern nicht erreicht hat.“
Volkswagen Up!

Deutsche Gründlichkeit

Soweit der Up! aus italienischer Sicht. Für einen Deutschen muss ein Auto vor allem gediegen sein. Das geht gut zusammen mit der fröhlich aussehenden Karosserie. Erwarten Sie bitte keine Wunder von einem Auto dieser Preisklasse, doch für ein solches Auto ist der Up! sehr solide gebaut. Die Ausrüstung kann zusammengefasst als einfach, aber durchdacht bezeichnet werden.

Außerdem kann die Ausrüstung durch Optionen, die überraschend bescheiden im Preis sind, erweitert werden. Ganz besonders ist das "City Emergency Braking" zu erwähnen, ein System, mit welchem der Up! automatisch vor Hindernissen bremst, wenn die Geschwindigkeiten unter 30 km/h liegt. Damit werden Auffahrunfälle im Stau effektiv verhütet. Ein Test (mit einem aufblasbaren Up!) zeigt uns, dass das System perfekt funktioniert und es den Mehrpreis wert ist.

Volkswagen Up!
Volkswagen Up!

Volkswagen hat in Zusammenarbeit mit Navigon ein Navigationssystem für den Up! entwickelt. Das ist herausnehmbar, damit der Up! überall sorgenlos geparkt werden kann. Der Mehrwert über andere herausnehmbare Navigationssysteme ist, das dieses Exemplar verkuppelt wird an das Audiosystem und auch funktioniert als mp3-Spieler und Bluetooth Carkit.

Leider ist die Bedienung verwirrend und reagiert das Navigationssystem störend träge. Ein anderes Nachteil: der Behälter nimmt den Platz vom Luftgitter ein, wodurch nur zwei Gitter in die äußerste Ecken frische Luft im Interieur blasen.

Autobahn

Während ein italienisches Auto viel Zeit in der Stadt verbringt, ist die Autobahn die Domäne von deutschen Autos. Dank des langen Radstandes (2,42 Meter) und der großen Spurweite ist der Up! etwas stabiler als üblich. Bei höheren Geschwindigkeiten ist insbesondere der Seitenwind hörbar, während Motor und Reifen kaum für extra Geräusche sorgen.

Der Motor bringt abhängig von der gewählten Ausführung 60 oder 75 PS. In der Stadt ist der Unterschied zwischen beiden minimal. Auf der Autobahn sorgt der 75 PS Motor für etwas mehr Souplesse, doch der Unterschied ist geringfügig. In beiden Fällen muss eine Zwischenbeschleunigung von 100 zu 120 km/h im fünften Gang nicht mit einer Stoppuhr, sondern mit einem Kalender gemessen werden. Nur wenn die Kraftquelle nachdrücklich auf Drehzahl gebracht wird (zurückschalten), bietet der Up! auch auf der Autobahn gute Leistungen.

Volkswagen Up!

Der 75 PS starke Motor bringt in allen Fällen etwas bessere Leistungen, doch die Leistungen des 60 PS Motors genügen durchaus. Weil der 75 PS Motor sowohl beim Kauf als auch im Verbrauch teurer ist, wird die Basisausführung bevorzugt. Diese ist insbesondere auf Landstraßen sehr sparsam. Nach einer Testfahrt außerhalb der Stadt zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von nur 4,4 Litern pro 100 km!

Fazit

Kartoffeln mit Pizza hört sich nach einer unappetitlichen Kombination an. Deutsche Gründlichkeit in Kombination mit italienischem Charme klingt schon reizender, und genau das bietet der Volkswagen Up!. Volkswagens neues Einsteigermodell wurde von einem Italiener entworfen und fühlt sich im Stadtverkehr wie zu Hause.

Dank des nüchternen deutschen Beitrages ist der Up! gediegen gebaut und bekommt viel Aufmerksamkeit für die Sicherheit und die Umweltfreundlichkeit. Obwohl Volkswagen in fast allen Segmenten des Automarkts erfolgreich ist, ist das im letzten Segment (mit dem Lupo und dem Fox) nie gelungen. Der Up! hat alles in sich, um Volkswagen den Erfolg zu bringen, den es mit seinen Vorgängern nicht erreicht hat.

plus
  • Sehr sparsam
  • Moderne, nützliche Technik
  • Wendig, übersichtlich und flott
minus
  • Hutablage dreht nicht mit der Heckklappe mit
  • Träge Wirkung und unbequeme Bedienung des Navigationssystems
  • Lenkrad nur in der Höhe verstellbar, nicht im Abstand zum Fahrer