Datum der Veröffentlichung: 30 Mai 2011
Volkswagen Golf Cabriolet
Autotest

Volkswagen Golf Cabriolet

Wagnis

Autotest - Volkswagen hat bereits ein schönes Cabrio im Programm: den Eos. Außerdem gibt es den Golf VI schon eine Zeit lang, und dessen Nachfolger kommt auch bald. Dennoch führt Volkswagen gerade jetzt der Golf Cabrio ein. Ist das ein Wagnis oder ein durchdachtes Risiko?

Um ersten Zweifeln vorzugreifen: Der Golf Cabrio hat sicherlich eine Existenzberechtigung neben dem Eos. Wo die Preisliste des Golf VI Cabrio endet, fängt so ungefähr die des Eos an.

Außerdem ist der Eos ein Coupé-Cabrio: Ein Coupé mit einem Stahldach, das durch eine erfinderische Konstruktion geöffnet werden kann, so dass aus dem Auto ein Cabrio wird. Der Golf Cabrio hat ein Stoffdach, genau wie die vorherige Generation. Der Vorteil eines Stoffdaches besteht darin, dass es leichter ist, was den Fahreigenschaften zu Gute kommt. Außerdem ist ein Stoffdach einfach wegzufalten, damit bleibt mehr Platz für das Gepäck.

Raum und Komfort

Beim Golf VI hat man sich nicht umsonst für ein Dach aus Stoff entschieden! Als erstes ist das Ganze elektrisch bedienbar (Öffnen oder Schließen dauert nur 9 Sekunden), und man muss nichts weiter tun, um es zu befestigen. Von der Innenseite her hat das Dach eine schlaue Konstruktion mit Sparren in der Länge und in der Breite. Diese sorgen dafür, dass sich das Dach nicht durch den Seitenwind aufbauscht. Auf diese Art ist das Auto nicht nur sparsamer, sondern vor allem viel leiser.

Volkswagen Golf Cabriolet

Der Golf Cabrio ist mit geschlossenem Dach nicht nur einfach leise, sondern sogar leiser als manch anderes Autos mit festem Dach! Sowohl der Seitenwind als auch die Reifen sind kaum hörbar. Wenn es Geräusche in der Kabine gibt, sind es die vom Auto selbst. Nur der 1.6 Liter Dieselmotor ist deutlich hörbar; die Benzinmotoren machen ihre Arbeit in alle Ruhe.

An den Tagen, an welchem das Wetter nicht für offenes Fahren geeignet ist, ist der Golf Cabrio genauso komfortabel wie ein normaler Golf. Das gilt auch für die Ausrüstung: Aller Luxus, der für den normalen Golf verfügbar ist, ist auch für dieses Cabrio lieferbar. Achten Sie aber auf das Audiosystem: Das standardmäßige Radio liefert zu wenig Lautstärke, mit geöffnetem Dach hört man es kaum noch. Eine Aufwertung mit einem kräftigen Audiosystem ist daher fast notwendig.

Volkswagen Golf Cabriolet
Volkswagen Golf Cabriolet

Das Armaturenbrett und der Raum vorne sind genauso wie bei jedem anderen Golf. Des Äußeren wegen ist die Dachlinie bedeutend niedriger als beim normalen Golf, und das hat Konsequenzen für den Raum hinten. Der Beinraum auf dem Rücksitz ist nur gering und der Kopfraum ist mäßig. Aber wie gesagt, der Gepäckraum genügt durch das effizient gefaltete Stoffdach. Sowohl mit geöffnetem als auch mit geschlossenem Dach hat der Gepäckraum 250 Liter, das ist genug für zwei durchschnittlich große Koffer.

Offenes Dach

Wie bei den meisten Cabrios ändert sich die Erfahrung komplett bei geöffnetem Dach. Im Gegensatz zu den vorherigen Generationen des Golf Cabrio hat dieser Neuling keinen sichtbaren Überrollbügel. Das Gefühl von Freiheit ist auch dadurch optimal.

Die Frontscheibe liegt flacher als beim normalen Golf, um die Insassen gegen den Fahrtwind zu schützen. Die Konkurrenz stattet ihre Cabrios mit ausklappbarem Spoiler, drehbaren Windscheiben und anderen klugen Dingen aus, um Turbulenzen bei geöffnetem Dach entgegen zu treten, doch der Golf bietet nichts davon. Trotzdem ist der Komfort bei geöffnetem Dach außergewöhnlich gut! Der Seitenwind hat kaum Einfluss auf das Interieur, und bei Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h kann sogar problemlos mit geöffneten Fenstern gefahren werden.

Diesel

Die Fahrt im offenen Golf fühlt sich an wie ein Fest, und deswegen wurden bei dieser Gelegenheit alle lieferbaren Motoren getestet! Leider kommt das Fest nur träge in Trab. Mit dem "1.6 TDI" unter der Motorhaube reagiert das Auto äußerst träge auf die Kommandos des Fahrers. Der Dieselmotor kann in der Drehzahl niedrig gehalten werden, doch dann sind die Leistungen minimal. Um flott fahren zu können, muss der Drehzahlmesser über den 2.000 rpm gehalten werden.

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Der Dieselmotor bringt spürbar mehr Gewicht auf die Vorreifen als die Benzinmotoren, und das bringt eine störend schwere, gefühllose Lenkung mit sich. Gegenüber den mäßigen Fahreigenschaften steht jedoch ein niedriger Verbrauch. Sogar auf anspruchsvoller Teststrecke brauchte der Golf Diesel nur 4,9 Liter pro 100 km.

„Beim Loslassen des Gaspedals rollt der Golf weiter, als ob das Auto gewichtslos wäre.“
Volkswagen Golf Cabriolet

Benzin

Angetrieben von einem Benzinmotor liefert der Golf Cabrio einen positiveren Eindruck. Das gilt sogar für das Basismodell, den "1.2 TSI". Dieser relativ kleine Motor bringt doch noch gute Leistung. während der Verbrauch bescheiden bleibt.

Auch das Basismodell ist überraschend lebhaft und fährt außerdem sehr einfach. Nur ein vorsichtiges Berühren des Gaspedals liefert eine herrliche Beschleunigung. Beim Loslassen des Gaspedals rollt der Golf weiter, als ob das Auto gewichtslos wäre. Für ein Cabrio ist das einzigartig. Nur auf steilen Neigungen hat der 105 PS / 175 Nm starke 1.2 TSI spürbar zu wenig Kraft.

Der Verbrauch des kleinen Motors wird durch ein gut funktionierendes Stopp-/Start-System und einen Schaltindikator beschränkt. Ruhiges Fahren mit dem "Golf Cabrio 1.2 TSI" kostet in der Praxis 5,2 Liter pro 100 km. Ein flotter Fahrstil verlangt 6,1 Liter pro 100 km.

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Der "1.4 TSI" hat nicht nur einen größeren Motorinhalt, sondern wird auch durch einen Turbo und einen Kompressor unterstützt. Der Turbo liefert extra Leistung bei hoher Drehzahl, der Kompressor bei niedriger Drehzahl.

Wenn ruhig im Verkehr mitgefahren wird, ist der Unterschied zum 1.2 TSI kaum spürbar. Nur bei voller Beschleunigung oder beim Befahren einer Steigung ist der 1.4 TSI deutlich stärker (160 PS / 240 Nm). Außerdem macht der größere Motor seine Arbeit ruhiger, was dem Komfort zu Gute kommt. Der Verbrauch im Test mit dem 1.4 TSI Motor kam auf 6.8 Liter pro 100 km.

Spaßmaschine

Wer aus dem Golf Cabrio eine richtige Spaßmaschine machen will, entscheidet sich für den 2.0 Liter TSI Motor. Er hat 210 PS / 280 Nm und ist auch im Golf GTI zu finden. Der 2.0 TSI reagiert sehr direkt auf das Gaspedal und ist durchaus herausfordernd. Der 2.0 Liter Turbomotor ist standardmäßig mit einem sehr schnell schaltenden DSG-Getriebe verkuppelt. Um den Spaß zu erhöhen, hört man bei hohen Drehzahlen (und während des Schaltens) ein spannendes Motor- oder Auspuffgeräusch. Auch durch den ehrgeizigen Charakter kostete die Testfahrt mit diesem schnellsten Golf Cabrio mehr als 10 Liter Super plus pro 100 km.

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Obwohl der Golf VI Cabrio nicht unbedingt ein Auto für Leute ist, die sehr gern fahren und daher höhere Ansprüche haben, ist die Straßenlage gut. Dieses Cabrio hat ein stabiles Fahrgestell und nur bei einer Notbremsung oder einem Ausweichmanöver ist spürbar, dass das Auto schwerer ist als ein normaler Golf. Der 2.0 TSI kommt optional mit einem sportlichen Fahrgestell, was das Auto noch wendiger macht und noch mehr Fahrvergnügen bringt.

Klar ist: Volkswagen ist keineswegs ein Wagnis mit dem Golf Cabrio eingegangen. Von den vorherigen Generationen sind insgesamt 680.000 Fahrzeuge verkauft worden, und diese neue Generation hat alles in sich, um diese Verkaufszahlen noch zu erhöhen.

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Fazit

Ist Volkswagen ein großes Risiko eingegangen, indem sie drei Jahre nach dem Erscheinen des normalen Golf ein Cabrio herausbrachten? Keinesfalls. Eingeweihte erzählen, dass das Cabrio schon für 2008 geplant war, jedoch die interne Politik die wirkliche Entwicklung dann erst einmal aufgeschoben hat.

Der Volkswagen Eos ist durchaus keine Konkurrenz zum Golf Cabrio. Der Eos ist ein großes, Luxus-Coupé-Cabrio, während der Golf ein mittelgroßes Cabrio mit traditionellem Stoffdach ist. Die Qualität des Stoffdaches ist außergewöhnlich gut, wodurch der Golf Cabrio das ganze Jahr über benutzbar ist. Auch mit geöffnetem Dach zeichnet sich der Golf Cabrio durch Komfort in hohem Maße aus.

Nur der 1.6 Liter Dieselmotor enttäuscht: Die Leistungen sind mäßig und durch das hohe Gewicht des Motors lenkt sich diese Ausführung unbequem. Die Benzinmotoren bieten alle gute Leistungen und haben einen relativ niedrigen Verbrauch. Für den alltäglichen Gebrauch genügt der 1.2 TSI durchaus, während der 2.0 TSI das meiste Fahrvergnügen bietet.

plus
  • Starke, kräftige TSI Motoren
  • Fühlt sich lebendig und wendig an
  • äußerst komfortabel (mit geöffnetem und geschlossenem Dach)
minus
  • Mäßiger Raum hinten
  • Audiosystem nicht kräftig genug bei offener Fahrt
  • Mäßige Leistung und unnötig schwere Lenkung mit dem 1.6 TDI Motor